Edition 5 Erstfeld

Prototyp

Thomas Müllenbach

Prototyp
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Schaltafel, PVC-Rohr
52 x 24 x 44 cm
2003
Fr. 900.-

Prototyp

Thomas Müllenbach

Schaltafel, PVC-Rohr
52 x 24 x 44 cm
2003
Fr. 900.-

In den 90er Jahren entstanden im Werk Thomas Müllenbachs zahlreiche Objekte. Häufig waren es minderwertige und prekäre Materialien, die seinen Arbeiten Gestalt verliehen. In diese Zeit zurück geht auch das Wandobjekt „Prototyp“. In sich verweist schon der Titel auf etwas Provisorisches, Unfertiges und dies wird noch bedeutend verstärkt durch Materialien, die üblicherweise in dieser Form achtlos entsorgt werden. Einer gelb imprägnierten Schaltafel, gezeichnet durch regen Gebrauch, Wind und Wetter, hat Thomas Müllenbach ein kreisrundes Loch verpasst. In dieses bewusst nicht ganz präzis gesägte Loch steckte er ein PVC-Rohr, wie sie im Hausbau etwa für die Kanalisation verwendet werden. Auch bei der Schnittstelle dieses Rohres werden wir gewahr, dass hier nicht mit Präzisionsgeräten gearbeitet wurde.

Prototypen haben es an sich, dass sie häufig gebaut werden, um dann im hektischen Alltagsgeschehen der Vergessenheit anheim zu fallen oder durch geeignetere Entwicklungen abgelöst werden. Der Prototyp von Thomas Müllenbach wurde mit der Produktion innerhalb der Edition 5 wieder ans Tageslicht befördert und „in Serie“ genommen. Produziert werden insgesamt fünf Exemplare mit den gleichen Schalbrettern und PVC-Rohren, die dereinst verwendet wurden. Spuren, die der tägliche Gebrauch auf dem Bau oder die Witterung hinterliessen, sind erwünscht und verleihen den Objekten einen provisorischen und auch etwas schäbigen Anstrich.

Betrachtet man die Malereien und Zeichnungen Thomas Müllenbachs ist unschwer feststellbar, dass das Unscheinbare, das Unbeachtete oder das Vergessene ihren Platz zugewiesen bekommen. Ungewohnte Ausschnitte und Ansichten werden in unser Bewusstsein transportiert. Ähnlich verhält es sich auch mit den Objekten, in diesem Fall einem Objekt, welches das Sehen thematisiert: der Blick durch das horizontal montierte Rohr auf ein unwichtiges Stück Wand, an der das Objekt hängt, kann als pure Selbstreferenz oder eben als Prototyp des Sehens gelesen werden.

Die Arbeit hat die Masse 52 x 24 x 44 cm, wurde als Prototyp erstmals im Jahre 1991 entwickelt und 2003 in einer einmaligen Auflage von fünf Exemplaren in Serie genommen.

Jürg Nyffeler