Edition 5 Erstfeld

Blind

Sonja Feldmeier

Blind
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Einwegkamera
6,5 x 11,5 x 3,5 cm
2003
Fr. 1400.-

Blind

Sonja Feldmeier

Einwegkamera
6,5 x 11,5 x 3,5 cm
2003
Fr. 1400.-

Eine Einweg-Photokamera mit integriertem belichtetem Negativfilm bildet das Multiple mit dem Titel „Blind“. Sonja Feldmeier hat die Kamera mit einer schwarzsamtenen Hülle versehen. Im Innern dieser schwarzen Box liegt, vor unseren Augen verborgen, das Resultat des Projekts „Blind“ auf den unentwickelten Zelluloidstreifen gebannt.
Die Vorderseite ist mit drei gelben Punkten versehen die - als farbliche Umkehrung des Originalzeichens der drei schwarzen Punkte auf gelbem Grund verwendet - als optisches Blindenzeichen für Sehende dienen, mit ihrer Körperlichkeit gleichzeitig auch für Blinde erkennbar sind.

Für das Projekt „Blind“ konnte Sonja Feldmeier fünf blinde Personen gewinnen. Jede Person erhielt einen Einweg-Photoapparat mit der Bitte, damit ihren persönlichen Lieblingsplatz auszukundschaften und zu dokumentieren. Die Blinden orientierten sich nach ihren in der Vorstellung entstandenen Bilder des entsprechenden Ortes und fotografierten Detailansichten und Übersichten ihres Lieblingsplatzes aufgrund nicht visuell geprägter Entscheidungen. Dabei wurden neben inneren Bildern auch Laute, Geräusche und Düfte massgeblich in den Entscheid der Bildfindung mit einbezogen.

So entstanden pro Person und Film 27 Bilder, die unentwickelt in der Rolle aufbewahrt bleiben. Finden die Arbeiten keine Käufer, werden diese auch nie entwickelt, da es ausschliesslich dem Käufer überlassen bleibt, ob er die Bilder unentwickelt belässt und diese als Projektionsfläche für eigene Bilder benützt oder ob er den Film entwickeln und die Photos vergrössern lässt.

Spannung erzeugt die Tatsache, dass es Blinde waren, welche die Aufnahmen gemacht haben. So wie real sichtbare Bilder für sie eine Fiktion darstellen, enthalten die belichteten, aber nicht entwickelten Filme für Sehende eine ähnliche Unbekannte.
Wird ein Film nicht entwickelt, bedeutet dies das schleichende Verblassen des Negativmaterials. Dieses Verblassen verhält sich ähnlich dem Verblassen unserer Bilder, die mit zunehmender Zeit an Klarheit einbüssen, bis sie noch in schwacher Erinnerung zu bleiben vermögen.

Es ist ein Teil des Projektes, dass eine Arbeit vielleicht für immer im Dunkeln verborgen bleibt. Das Multiple „Blind“ wird so zu einer Arbeit, die über verschiedene irritierende Wege ihre endgültige Form findet.

Das Objekt hat die Masse 6,5 x 11,5 x 3,5 cm und ist in der Innenseite der Verpackung signiert. Die Nummerierung 1 bis 5 erfolgt in Blindenschrift.

Jürg Nyffeler