Edition 5 Erstfeld

Islamic Vogue

Shahram Entekhabi

Islamic Vogue
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Magazin Vogue, Acryl und permanent marker
46,5 x 33,5 x 4 cm
2005
Vergriffen

Islamic Vogue

Shahram Entekhabi

Magazin Vogue, Acryl und permanent marker
46,5 x 33,5 x 4 cm
2005
Vergriffen

Das Verhüllungsgebot für gläubige Schiitinnen in Form des schwarzen Tschadors und des Niqab geriet im Zuge der islamischen Revolution zur einzig möglichen öffentlichen Erscheinungsform der Iranerinnen. Gleichzeitig setzte eine Zensur von Abbildungen unverschleierter Frauen in Büchern und Zeitschriften in den Beständen öffentlicher Bibliotheken ein: Bilder von unverhüllten weiblichen Köpfen und Körperteilen wurden entweder aus den Druckerzeugnissen herausgeschnitten oder übermalt und so in eine gültige Ästhetik überführt. Der Tschador wurde nach den Anschlägen vom 11. September zur Metapher für den radikalen Islamismus, aber auch für die - stark vom Westen gelenkte - Frage nach der Befreiung der Frauen im Mittleren Osten.
In seiner Serie „Islamic Vogue“, die Shahram Entekhabi im Jahre 2001 begann, betreibt er in einer Art ironischen Mimikry dieser Zensurmethoden die Islamisierung der westlichen Mode-Welt, indem er alle in der deutschen Ausgabe der Zeitschrift „Vogue“ abgebildeten Frauen mit Tschador und Niqab verhüllte. Von Seite zu Seite variieren nur mehr die Überschriften, die mit dem immer gleichen aktuellen „Look“ der Schiitinnen mitunter absurde Kombinationen eingehen. Auch spiegelt „Islamic Vogue“ die Tendenz unter aufgeklärten Frauen in der islamischen Welt, unter dem Schleier westliche Mode zu tragen - ein Aufbegehren gegen die Uniformität und eine Dehnung der Regeln für das öffentliche Erscheinungsbild von Frauen.
Es ist ein unheimliches Bild, das uns Shahram Entekhabi vorsetzt. Einerseits ist es die beklemmende Tatsache, dass viele Frauen diesen Zwängen ausgesetzt sind. Unweigerlich erinnern diese Bilder gar an schwarze Witwen, wie wir sie aus Presseberichten kennen. Anderseits befragen die Bilder auch die oft fragwürdigen Schönheitsideale der westlichen Welt. Zwei Kulturen stossen in Shahram Entekhabis Arbeit aufeinander, wie sie unterschiedlicher nicht dargestellt werden könnten.

Fünf Magazine aus den Jahren 1999 bis 2005 wurden in den vergangenen Jahren bemalt. Entstanden sind so wiederum verfünffachte Gedankenträger, die in ihrer Gestalt als Unikate verstanden sein wollen.
Shahram Entekhabi hat alle Abbildungen von Frauen in den Vogue-Zeitschriften mit schwarzem permanent marker so bemalt, dass die Modells in Tschador und Niqab gekleidet wurden und jeweils nur noch die Augenpartie offen geblieben ist. Die Frontseite der Magazine wurde mit Acryl-Farbe bemalt. Die Magazine werden in einer schwarzen Kassette auf einem edlen roten Stoffbezug angeboten. Die Kassette hat die Masse 46,5 x 33,5 x 4 cm und erlaubt, dass das Heft aufgeschlagen hineinpasst und so präsentiert werden kann.

Jürg Nyffeler, 2005