Edition 5 Erstfeld

beherrschen, gebrauchen, benutzen

Georg Herold

beherrschen, gebrauchen, benutzen
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Beton, Ei
8 x 14 x 17 cm
2000
Vergriffen

beherrschen, gebrauchen, benutzen

Georg Herold

Beton, Ei
8 x 14 x 17 cm
2000
Vergriffen

Das Objekt „beherrschen, gebrauchen, benutzen“ setzt sich aus einem gegossenen Beton-Kunststein und einem hartgekochten Ei zusammen. Dem harten Stein wurde eine Delle ausgespart, in der ein Ei eben gerade Platz findet.
Durch das Verfahren des Betongusses ergab sich für jedes Objekt eine leicht veränderte Form. Die Masse betragen ungefähr 8 cm x 14 cm x 17 cm. Das Ei wurde gewachst und dem Stein einverleibt.

Georg Herold wurde 1947 in Jena geboren. Nach einem Studium in Halle besuchte er 1974 bis 1976 die Akademie der Bildenden Künste in München und 1977 bis 1983 die Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Seit 1993 ist Georg Herold Professor an der Hochschule für Bildende Kunst in Frankfurt. Georg Herold lebt und arbeitet in Köln. Unzählige Ausstellungen in Museen und Galerien in Europa und Amerika und die Präsenz der Werke in bedeutenden öffentlichen und privaten Sammlungen zeugen von der grossen Wertschätzung, die dem Werk Georg Herolds entgegengebracht wird.

In Multiple „beherrschen, gebrauchen, benutzen“ treffen zwei Materialien aufeinander, die ungleicher nicht sein könnten. Obschon wir um die harte Eischale wissen, müssen wir bedacht sein, diese sorgfältig zu behandeln um sie nicht zu zerstören. Anderseits steht das Feste, der Stein, der vorgibt, Schutz zu sein. Der Titel „beherrschen, gebrauchen, benutzen“ will nicht Kommentar sein, vielmehr ist er Fragestellung und Zweifel zugleich. Wer ist es, der beherrscht oder der beherrscht wird? Wird benutzt oder gebraucht? Wer - wen und wozu?
Mit dieser Arbeit schliesst Georg Herold seinen zahlreichen Objekten, darunter wiederholt auch Multiples an. Es sind immer wieder irritierende Materialien, die er zusammenfügt und so neue Erkenntnisse destilliert. Dabei wird offenkundig, dass Georg Herold seine Arbeiten auch mit Witz, Schalk und Ironie anreichert.
Sei es Ziegelstein auf Leinwand, Kaviar auf Leinwand, Dachlatte in Watte oder Beton in Handtasche - analog dem Objekt „Ei in Beton“ wird hier der Betrachter mit unkonventionellen Mitteln zu einem erweiterten Seherlebnis angeleitet, das für sich wieder neue Rätsel evoziert, die bestenfalls verstanden, nicht aber entschlüsselt werden können oder wollen.
Oder, wie Christoph Schenker 1989 im Ausstellungskatalog der Kunsthalle Zürich schrieb: „Das Werk will uns dazu bringen, dass wir uns über es Fragen stellen. Es will uns zum Sprechen bringen. Denken heisst für dieses Werk: zu keiner Lösung kommen, sich mit keiner Lösung zufrieden geben. Seine Widerständigkeit fordert die Inkonsistenz unseres Kommentars. Diese Widerständigkeit liegt im Sinn-Widrigen, im Unverständlichen, im Paradox. Das Kunstwerk ist Widerstreit mit sich selbst.“

Jürg Nyffeler