Edition 5 Erstfeld

Handschelle

Christian Eisenberger

Handschelle
Bild vergrössern

Plastikklebband, Karton
ca. 13 x 13 x 9 cm
2019
Fr. 300.-

Handschelle

Christian Eisenberger

Plastikklebband, Karton
ca. 13 x 13 x 9 cm
2019
Fr. 300.-

Eisenberger rollt eine Klebebandrolle ab und wickelt diese von Hand neu auf. Die dadurch entstandenen fünf Multiples tragen den Titel «Handschelle».

Klebeband ist, wie Eisenberger sagt, ein langjähriger Begleiter in seinem Leben: «Vom Geschenkeauspacken unter dem Christbaum bis jetzt zieht sich das Klebeband durch».

Bereits bei der Schaffung von knapp 10000 Pappfiguren, die Eisenberger nachts im Stadtraum an Laternenpfählen, Brückengeländern oder Strassenbäumen installierte, war das Klebeband im Einsatz. Durch diese anfangs anonyme Intervention erregte Christian Eisenbergers Arbeit erstmals Aufmerksamkeit. Zunächst stellten die Figuren vor allem arme Leute, Bettler oder alte Menschen dar – später auch Personen des öffentlichen Lebens: Mahatma Ghandi, Osama Bin Laden, Marilyn Monroe, Josef Stalin, James Dean usw.

Es folgten weitere Werke wie beispielsweise mit viel Klebeband umhülltes Schwarzpulver, das zu Farbböller umfunktioniert wurde oder zahlreiche mit Klebeband gebaute Plastiken. Eisenberger liess seinen Körper auch mehrere Male gänzlich mit Klebeband umwickeln. Wie ein Schmetterling befreite er sich aus dem Kokon und liess eine an eine Mumie erinnernde Hülle zurück. Weiter benutzt Eisenberger das Klebband, wie er sagt, «als Pinsel-Ersatz» – indem er es bemalt und auf die Malerei aufzieht.

Das Klebband ist zwar weiterhin funktionsfähig. Durch das manuelle Aufrollen sind die fünf Multiples jedoch nicht mehr millimetergenau, sondern willkürlich aufgerollt. Im Gegensatz zu Industrieprodukten, die alle gleich daherkommen, erhalten die fünf Multiples dadurch eine je individuelle Form. Eisenberger spricht dabei von einer «Reindividualisierung», die durch seine künstlerische Handlung vollzogen wurde.

Angela Nyffeler